14. Kompolize Winter 2019
Preisträger des 14. Internationalen Kompositionswettbewerbs Kompolize Winter 2019 war Günter Berger mit seinem Werk Sinfonischer Klangfarbenteppich (2018). Die Uraufführung durch das Lietzeorchester fand am 9. Februar 2019 in der Auenkirche Berlin-Wilmersdorf und am 16. Februar 2019 im Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks Berlin (Masurenallee) statt.
Günter Berger wurde 1929 in Oberschlesien (im heutigen Südpolen) geboren. Nach der Flucht wuchs er in Halle auf, ging Anfang der 1950er Jahre nach Berlin, wo er sich an der Staatlichen Hochschule für Musik (der heutigen Universität der Künste) immatrikulierte. 1955 wurde er Kantor in St. Marien, Delmenhorst – ein Amt, das er über 20 Jahre bekleidete. Daneben erhielt er Lehraufträge an der Pädagogischen Hochschule Vechta, am Bremer Konservatorium und schließlich eine Professur für Orgelliteratur und Improvisation in der Abteilung Kirchenmusik an der Hochschule für Künste Bremen.
In Günter Bergers Œuvre finden sich viele Kompositionen für den kirchlichen Raum, darunter zahlreiche Orgelwerke, Kantaten und Passionen. Berger schreibt aber auch ganz weltliche Werke für gängige und weniger gängige Besetzungen. Er bekennt: „Meine Vorbilder sind vor allem Béla Bartók und Olivier Messiaen. Akkordik, die sich durch Messiaensche Modi erklären lässt, zieht sich als Ausdruck zeitgenössischer Musik durch viele Werke.“
Bergers Musik wurde häufig ausgezeichnet, 1991 etwa mit dem Kompositionspreis der Stadt Neuss, 2008 mit dem Kompositionspreis des Internationalen Orgelfestivals Düsseldorf oder 2014 mit dem Kompositionspreis für Zeitgenössische Geistliche Musik des Festivals Europäische Kirchenmusik in Schwäbisch Gmünd. Daneben leistete der Komponist viele Beiträge und Bearbeitungen zur Orgelliteratur, die u. a. bei Bärenreiter, Carus und Heinrichshofen erschienen sind. Seine Musik war im deutschen, dänischen und israelischen Rundfunk zu hören und wurde auf Schallplatte bzw. CD veröffentlicht.
Günter Berger ist auch Schöpfer zahlreicher Collagen und Texte. Gelegentlich kombiniert er in Konzerten seine Werke zu Bild-Wort-Ton-Meditationen. Von 1994 bis 2000 war er Vorsitzender des Delmenhorster Kunstvereins.
Zu seinem Werk Sinfonischer Klangfarbenteppich schreibt Günter Berger:
Einen farbigen Teppich schaut man sich an, einen Klang jedoch nicht, höchstens in einer Partitur. Auf dem Papier erscheint aber nicht der zu erwartende Klang. Nur klingend kann Musik erst zur Klangfarbe mutieren. Im Klangfarbenteppich sind Augen und Ohren verbandelt, sozusagen vertauscht. Geschlossene Augen werden hörend. Ohren werden sehend. Darum empfiehlt der Philosoph und Musikkritiker Theodor W. Adorno, beim Hören von Musik die Augen zu schließen. Ein sinfonischer Klangteppich bietet ein ganzes Universum von Farbigkeit an, weil ein Sinfonieorchester die Möglichkeit bereit hält durch eine breite Palette von hellen bis düsteren Klängen. Allerdings muss die Partitur so angelegt sein, dass ein Klang nicht allein dominierend auf längerer Strecke das Sagen hat.
Wer Klänge so „farbig“ aufnimmt, sieht vielleicht farbige Kirchenfenster im Morgenlicht, gar im kräftigen Sonnenschein oder milden Abendlicht, hört nicht mehr Dissonanzen, sondern nimmt vielfältig Farbmischungen zur Kenntnis. Der muss nicht Achsenakkorde von Bela Bartok, Messiaensche Akkorde im 2., im 3., im 5. oder gar 7. Modus erkennen, muss auch nicht Quartschichtungen eines Arnold Schönberg in diesem Klangfarbenteppich suchen. Der muss nicht nach Zwölftönigkeit forschen. Dies alles würde er dort finden. Längst Gewesenes wird dort anders konzipiert, weil Neues auf Altem aufbaut oder es kontinuierlich fortsetzt. Für den Laienzuhörer ist dies Wissen völlig entbehrlich. Er muss nicht dieses oder jenes suchen, um zu einem Hörgewinn zu kommen. Diese Entbehrlichkeit ist ganz im Sinne dieser und anderer Kompositionen des Autors vorgedacht und angelegt. Hörer sollen mitgenommen und nicht ratlos verschreckt zurückgelassen werden.