20. Kompolize Sommer 2023

Portrait Sadowski Preisträger des 20. Internationalen Kompositionswettbewerbs Kompolize Sommer 2023 war Martin Sadowski mit seinem Werk vast (2022-23). Die Uraufführung durch das Lietzeorchester fand am 8. Juli 2023 in der Emmaus-Kirche in Kreuzberg und am 14. Juli 2023 im Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks in Charlottenburg statt. Ein drittes Mal war vast am 3. September 2023 in der Freilichtbühne Spandau zu hören.

Martin Sadowski wurde 1981 in Mikolow (Polen) geboren und wanderte 1989 mit seiner Familie nach Deutschland aus. Von 2002 bis 2010 studierte er Gitarre und Komposition an der Akademie für Tonkunst Darmstadt u. a. bei Prof. Olaf van Gonnissen, Toni Völker und Marko Zdralek.

Nach einer längeren Studienpause und dem Fokus auf improvisierte Musik führte ihn 2016 das Masterstudium bei Marco Stroppa an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Von 2019 bis 2022 besuchte er die Meisterklasse von Oliver Schneller an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf. Weiterhin nahm er an Meisterkursen u. a. bei Rebecca Saunders, Brain Ferneyhough, Wolfgang Rihm, Hopkinson Smith, Francisco López und Christian Fennesz teil.

Martin Sadowskis kompositorisches Schaffen umfasst ein umfangreiches Spektrum an Instrumental- und Vokalmusik, wobei die Gitarre, E-Gitarre, analoge und digitale Klangmanipulationen sowie improvisatorische Elemente bisher weiten Raum einnahmen. In letzter Zeit wendet er sich verstärkt der Kammermusik zu und forscht im mikrotonalen Bereich (v. a. Maqam-Theorie und Horațiu Rădulescus Spätwerk).

Seine Werke werden von renommierten Künstlern und Ensembles wie Nicholas Rimmer und Johannes Zurl, Salome Kammer, der Musikfabrik Köln, dem sonic.art quartet, dem Ensemble Phorminx und der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern aufgeführt. Martin Sadowski wurde für sein Schaffen mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Mahler-Kompositionspreis Klagenfurt, dem Kompositionspreis der Bregenzer Festspiele, dem TONALi14 Kompositionspreis sowie mit dem Preis des Deutschen Musikrats.

Über sein Werk vast schreibt Martin Sadowski:

vast (engl. weit, enorm, gewaltig) ergründet, ausgehend vom Kernintervall der kleinen Sekunde (Kontra E-F), die weitreichenden (mikro)tonalen Möglichkeiten, Orchesterlandschaften und -texturen, welche den Formprozess größtenteils ohne melodisches Material am Laufen halten. Die Komposition ist grob in drei Teile gegliedert:

Der erste Teil vereint in relativ ruhigem Tempo (mikro)tonale Klänge unter dezenter Verwendung spektraler Verweise zu einem homogenen Kontinuum. Die einzelnen Orchestergruppen bauen sich immer wieder peu à peu auf, bis schließlich eine stabiles fünftaktiges spektrales Unisono in den ersten und zweiten Violinen erreicht wird.

Der zweite Teil ist rhythmisch ausgeprägter und wesentlich lebhafter; wechselt teilweise sprunghaft die Tempi und folgt formal einem Montageprinzip, das wir aus dem Kino kennen.

Der dritte Teil führt uns zurück zum ruhigen Anfangstempo. Elemente und Texturen beider vorherigen Teile werden subtil, quasi funktionsfrei miteinander verwoben. Nach einem kurzen, rauen kammermusikalischen Intermezzo der Holzbläser endet vast im tiefen Register der Kontrabässe und Violoncelli.