9. Kompolize Sommer 2016
Preisträger des 9. Internationalen Kompositionswettbewerbs Kompolize Sommer 2016 war Maxim Seloujanov mit seinem Werk Exodos. Die Uraufführung fand am 6. Juli 2016 in der Lindenkirche Berlin-Wilmersdorf und am 9. Juli 2016 im Konzertsaal der Universität der Künste Berlin (Hardenbergstraße) statt.
Maxim Seloujanov wurde 1967 in Moskau geboren, wo er seine musikalische Ausbildung erhielt. Er setzte seine Studien am Salzburger Mozarteum in der Klasse Boguslaw Schaeffers fort. Der Lebensweg Seloujanovs, der heute in Österreich und Deutschland lebt, ist geprägt von vielfältigen künstlerischen Aktivitäten und seiner selbst empfundenen Zugehörigkeit zu verschiedenen kulturellen Räumen. Dementsprechend bezieht er sich in seinem kompositorischen Schaffen sowohl auf die russische Kultur als auch auf Errungenschaften westlicher Avantgarde.
Viele Werke Seloujanovs sind international mit Auszeichnungen bedacht worden. Er war Preisträger des Herbert von Karajan-Kompositionswettbewerbs (2005), des Gustav Mahler-Kompositionswettbewerbs (2010) oder des Carl von Ossietzky-Kompositionswettbewerbs (2014). Weiterhin war er Laureat des österreichischen Theodor Körner-Preises (2003) und Stipendiat der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo (2006). Seine Arbeit wird regelmäßig durch die Österreichische Regierung gefördert. In der Urkunde zur Vergabe des Musikstipendiums der Landeshauptstadt München (2004) heißt es u. a.: „Der Blick auf sein höchst umfangreiches Werkverzeichnis kündet von schier überbordender Phantasie, widerborstigem Humor, skurrilem Sprachspiel und stets von kreativem Abenteuer ... Seine Musik kann kraftvoll-dynamisch sein oder kaleidoskopisch-vielfarbig, insistierend-bohrend oder lyrisch-verhalten, konzentriert-expressiv oder bunt-assoziativ. Dabei bewegt sich Seloujanov jenseits postmoderner Beliebigkeit und Oberflächlichkeit.”
Neben seinem kompositorischen Schaffen, das praktisch alle Musikgattungen einschließt, schafft Seloujanov auch lyrische, bildnerische, theatralische und multimediale Werke. Seine Kompositionen sind bei Edition Peters, beim Simon Verlag für Bibliothekswissen und beim Musikhaus Doblinger erschienen.
Über sein Werk Exodos schreibt Maxim Seloujanov:
In jedem kompositorischen Vorhaben ist eine Aufgabe erkennbar, das Wesentliche der umgebenden Welt zu reflektieren bzw. dessen Wahrnehmung künstlerisch zu modellieren. Die Auswahl der benötigten Ausdrucksmittel untersteht dabei seinem ursprünglichen Anlass oder thematischen Agens.
Das Werk Exodos entstand im Herbst 2015 unter dem Eindruck der Bilder unendlicher Flüchtlingsströme. Das ist ein Sinnbild unseres eigenen langen Fluchtwegs aus der selbst geschaffenen politischen Misere ins Ungewisse, an dessen Ende sich vielleicht ein Ausgang befindet.
Der Werktitel offenbart in diesem Kontext seine Doppeldeutigkeit: das griechische Wort „Exodos” steht sowohl für eine Völkerwanderung als auch für einen Ausgang – die Musik setzt sich aus zwar strebenden, aber ausgangslosen Bewegungsarten zusammen, die mittels eines eingeschränkten Musikarsenals umgesetzt werden. Dieses unendliche Hin- und Hertrampeln kommt durch die verwandlungslosen musikalischen Bildungen zur Aussprache.
Sicherlich sind die Bilder der Völkerwanderung, die das Werk inspiriert haben, nur ein kleiner Ausschnitt der Realität – so auch die Komposition des Werkes: sie wurde als musikalische Passage stilisiert, die mehr eine Art Demarkationsfunktion als z.B. die dramaturgisch ausgearbeiteten Abschnitte wie Anfang und Ende aufweist und scheinbar der formalen Geschlossenheit entbehrt.